Weihnachtszeit
Katholische Pfarrgemeinde
Sankt Johannis der Evangelist
Freiberg / Sachsen
Ich steh‘ an deiner Krippe hier
Dank und Ermutigung ~ Weihnachten 2022
Mit diesem Vers, mit diesem Lied können sich wohl alle Christen Ihrem Heiland in diesen Tagen zuwenden. Viele
Menschen nähern sich Jahr für Jahr diesem Hoffnungs-zeichen, ja diesem Hoffnungsträger. Krippenlandschaften
kennen wir im historischen Kontext, quasi im öffentlichen Raum, gerade auch und ganz besonders im Erzgebirge und
dem Gebirgsvorland. In vielen Häusern gibt es die Krippen ob groß und mit heraus-gehobenem Standort oder klein,
jedoch für den einzelnen Menschen nicht weniger bedeutend. Natürlich finden wir die bildliche Darstellung der Geburt
Jesu auch in unseren Kirchen. Dort können wir uns in der Weihnachtszeit versammeln, ja, auch innerlich sammeln,
unsere Freude mit dem und über das Jesuskind, das dort vor mehr als 2000 Jahren in unsere Welt gekommen ist,
teilen.
Im Jahr 2022 konnten wir in Freiberg die Geburtsnacht Christi, die Heilige Nacht in einer besonders beeindruckenden
Art und Weise begehen. Mit der Übertragung der katholischen Christmette im öffentlich-rechtlichen Fernsehen des
deutschsprachigen Raumes wurde unserer Pfarrei eine große Ehre zuteil. Das ist meine feste Meinung. Verbunden war
dies mit einer großen Verantwortung, in die wir hineinwachsen mussten.
Klar: Ohne die Grundidee der Programmplanung, die umfangreiche redaktionelle Arbeit der Fernsehleute, die
professionelle Umsetzung und das Beherrschen der technischen und organisatorischen Herausforderungen
durch die Sendeanstalt und den beteiligten Unternehmen ist eine Umsetzung undenkbar.
Die Gestaltung, das Dabeisein, das gemeinsame Feiern, das nach-außen-Tragen der Botschaft dieser Nacht
lag aber letztlich in unseren Händen und in den Händen der Geschwister der evangelischen Domgemeinde.
Und ganz klar sage ich: Wir haben ein beeindruckendes Zeugnis gegeben.
Ein Zeugnis, dass gerade auch unserer Diaspora-Situation gerecht wurde. Ja, es gibt den christlichen,
katholischen Glauben hier. Ja, wir sind da. Und wir haben etwas zu sagen. Wir nehmen das Wort des Herrn,
wir nehmen die Botschaft Jesu Christi nicht nur an, wir sagen sie auch weiter.
Sie Alle haben die Herausforderungen angenommen, haben sich Diskussionen gestellt, waren bereit
mitzuwirken und ließen sich auch nicht von der, für uns ungewöhnlichen, jedoch aus programmplanerischen
Gründen unabdingbaren Uhrzeit dieser Heiligen Messe schrecken. Denn: Wir haben doch eine Botschaft!
Ein herzlicher Dank geht, im Namen des Pfarrteams und der Pfarreigremien an alle Menschen, die sich in der
Vorbereitung engagiert haben, die große Zahl der Mitwirkenden, die mit hohem Einsatz, Erfahrung und
Professionalität die Liturgie gestalteten und natürlich auch an Sie, die Sie diese Christmette besucht haben.
Niemand muss herausgehoben werden. Es soll sich aber auch niemand zurückgesetzt fühlen. Sie alle haben
Ihren wichtigen Beitrag zum perfekten Gelingen im Besten Sinne geleistet. Es war eine würdige und es war
eine freudige Feier zur Ehre Gottes.
Viele weitere Menschen in unserer Stadt und Region, in unserer Gemeinde und Pfarrei haben sicher die Übertragung verfolgt; mit ihnen mindestens 590.000
Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, so sagen es die „Einschaltzahlen“.
Vielen Dank für Ihr Zeugnis!
Ein herzlicher Dank geht, zu Beginn des neuen Kirchenjahres und am Übergang in ein neues Kalenderjahr, an alle Engagierten, in allen Orten unserer Pfarrei.
Danke an Alle, die sich einbringen in den Gruppen und Kreisen, in Liturgie und Verkündigung, mit Musik und anderen gestalterischen Elementen, bei Organisation und
Umsetzung der vielen Vorhaben, in den Leitungen und Diensten und mit Ihrem Bekenntnis zu Christus dem Herrn und zu unserer katholischen Kirche.
Ich steh‘ an deiner Krippe hier
Paul Gerhardt, der in der Nachbarstadt meines Heimatdorfes geborene Theologe und so bedeutende Dichter hoffnungsvoller Lieder in einer äußerst dunklen Epoche,
schrieb 1653 dieses in den christlichen Kirchen und darüber hinaus bekannte Weihnachtslied. Gerade einmal 5 Jahre nach Ende des dreißigjährigen Krieges spart der
ursprünglich 15 Strophen umfassende Text die Nöte und Kontraste seiner Zeit nicht aus. Neben nachdenklichen und fast flehenden Versen finden wir auch dies:
Nehmt weg das Stroh, nehmt weg das Heu, ich will mir Blumen holen,
dass meines Heilands Lager sei auf lieblichen Violen;
mit Rosen, Nelken, Rosmarin aus schönen Gärten will ich ihn
von oben her bestreuen.
Ist das nicht zu viel des Guten und übertrieben? Ist das nicht zu dick aufgetragen, ja schon fast kitschig?
Nun mag es Zufall oder Absicht gewesen sein, dass die kleine, im Dom aufgebaute Krippenszene unserer Christmette, die ja auch immer wieder so präsent in der
Fernsehübertragung zu sehen war, fast schon mit einem Blütenmeer ausgestaltet war. Ich halte es für gottgefügt, dass wir und alle Zuschauer das Bild vor Augen
haben durften.
Bei den darauffolgenden Weihnachtsgottesdiensten kam mir jedenfalls beim Blick auf den Liedtext sofort wieder dieses Bild in den Sinn. Und unabhängig von den
Gedanken des Paul Gerhardt in seiner Zeit bleibt es doch dabei: Gottes Sohn wollte und will in unsere Einfachheit kommen. Ja! Aber für uns Menschen ist er das
Höchstmaß an Erlösung, an Zuversicht, an Bestärkung und Trost, auch in dunklen Zeiten. Da darf man schon gern ins Schwärmen geraten.
Nicht zufällig schreibe ich diesen Artikel am Fest des Gedenkens für den Hl. Stephanus, dem Diakon und ersten Märtyrer der jungen Kirche. Beeindruckt war ich
heute, beim Besuch eines evangelischen Gottesdienstes in der Stadtkirche zu Sayda, an diesem 26. Dezember auch hier das Gedenken an den Glaubenszeugen
Stephanus zu hören. Als Lesungstexte, also die sogenannte Epistel und das Evangelium hörten wir die identischen Stellen der Heiligen Schrift wie in der katholischen
Leseordnung für diesen Tag.
Zu sagen und zu zeigen, was den jeweiligen Konfessionen und den einzelnen Gläubigen wichtig ist, ohne die Anderen auszugrenzen, ist eben auch im besten Sinne
ökumenisch. Die Predigt nahm die vielen Verfolgungen, Bedrängnisse, Schwierigkeiten, denen man als christlicher Mensch an so vielen Orten der Welt ausgesetzt war
und in der heutigen Zeit auch wieder ist, zum Thema.
Ja: In der Krippe liegt bereits das Kreuz. Andere sagen: Krippe und Kreuz sind aus dem gleichen Holz (auch wenn die Krippe in Wirklichkeit wohl eher ein Steintrog
war). Das dürfen wir bei aller Weihnachtsfreude nicht vergessen.
Lassen wir uns durch Bedrängnisse nicht verwirren. Bitten wir den Herrn um die Fähigkeit zur Unterscheidung der Geister. Unterstützen wir auch diejenigen, weltweit,
die viel größerer Verfolgung ausgesetzt sind, als wir es uns hier vorstellen können, nur weil sie dem Namen Jesu‘ folgen.
Ich steh‘ an deiner Krippe hier
Das Lied ist bewusst so angelegt, dass ein jeder Mensch sich auch persönlich reflektieren kann. Ich kann um Trost und Gnade bitten. Ich kann mich unter den Schutz
des Herrn stellen, ohne jedoch Gefahr zu laufen, mich selbst als den Mittelpunkt zu sehen. Gerade da hält Paul Gerhardt einen Vers bereit, der aufbauender kaum
sein kann:
Wann oft mein Herz im Leibe weint und keinen Trost kann finden,
rufst du mir zu: „Ich bin dein Freund, ein Tilger deiner Sünden.
Was trauerst du, o Bruder mein? Du sollst ja guter Dinge sein,
ich zahle deine Schulden.“
Ich wünsche Ihnen und allen
Menschen, die mit Ihnen
verbunden sind, eine
gesegnete Weihnachtszeit
und für das Jahr 2023
trostreiches Gottvertrauen,
einen gesunden Optimismus
sowie die nötige Zuversicht.
Jürgen Bialek
Ein Segen sollst du sein